Donnerstag, 27. November 2014

Abenteuer im Stummfilm

Filmpodium, Zürich
www.filmpodium.ch

Die neue Saison widmet sich dem im frühen Kino allgegenwärtigen Thema der Abenteuer, Expeditionen und Reisen. Bevor im späteren 20. Jahrhundert mit gesteigerter Mobilität das Phänomen des Tourismus aufkam, bot der Film wie kein anderes Medium die Möglichkeit, sich ferne Länder bildlich vor Augen zu führen. Und so wimmelt es im frühen Kino vor Filmen dokumentarischer und fiktionaler Natur, die ihre Zuschauer für die kurze Zeit des Kinoerlebnisses in die Ferne schweifen lassen und in andere Welten entführen, um sie dann um die Erfahrung des Fremden bereichert wieder in den Alltag zu entlassen.

Für diesen Umstand ist bezeichnend, dass Georges Méliès, der Begründer des narrativen Filmes, vielfach Inspiration bei Jules Verne gefunden hat, also der Ikone der Abenteuer- und Reiseliteratur des 19. Jahrhunderts. In seiner Voyage à travers l’impossible von 1904, einer Parodie auf die wissenschaftliche Reiseliteratur seiner Zeit, nimmt eine geographische Gesellschaft mit dem beredten Namen „Institut de géographie incohérente“ eine Weltreise in Angriff. Diese soll, wie es in der offiziellen englischen Erläuterung des Filmes heisst, alle bisherigen Expeditionen der gelehrten Welt hinsichtlich Vorstellung und Fantasie (engl. „in conception and invention“) übertreffen. Für diese Saison hat sich das IOIC vorgenommen, genau diese Welt der jegliche Vorstellung und Fantasie sprengenden cinematographischen Abenteuer, Expeditionen und Reisen wiederaufleben zu lassen.

20:45

Koch-Schütz-Studer (Bassklarinette, Sopransaxophon, Cello, Schlagzeug)

Incohärente Geographien, unmögliche Reisen, fantastische Abenteuer

Zwischen der Geburt des Kinos aus dem Geiste der Jahrmärkte mit ihren Schaubuden und Panoptiken und dem Moment, in dem sich das neue Medium die Hörner abstösst und erwachsen, kommerzialisiert und berechenbar wird, steht das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Hier, in der Kindheit und Jugend des Kinos, wird alles zu einem Spiel mit den Möglichkeiten, die das Medium bietet. Grenzen werden ausgelotet, Unmögliches und Fantastisches wird plötzlich zeig- und erlebbar. Ein häufig widerkehrendes Motiv ist der Aufbruch ins Unbekannte und Unerforschte. An der Eröffnung der Reihe im Filmpodium zeigt das IOIC vier Filme des Pioniers Georges Méliès, in denen solche incohärente Geographien erforscht, unmögliche Reisen unternommen und fantastische Abenteuer erlebt werden.

Vertont werden die Filme vom legendären Bieler Trio Koch-Schütz-Studer. Ursprünglich von der klassischen Musik her kommend, spielen der Holzbläser Hans Koch, der Cellist Martin Schütz und der Schlagzeuger Fredy Studer eine radikale Musik, die sich irgendwo zwischen freier Improvisation, Rock, Elektronik und Free Jazz bewegt. Oder auf den Punkt gebracht: „Hardcore Chambermusic“.